Vom 14.-17. August 2014, zur Zeit der Perseiden, war Albrechtsberg bei Melk zum sechsten Mal Schauplatz der Burggespräche des Orion. Erfahrene Sternfreunde und neugierige Einsteiger trafen sich, um etwas über die Himmelsbeobachtung zu lernen. Pittoresker Rahmen war das Schloss Albrechtsberg an der Pielach, ursprünglich eine Burg, die 1147 erstmals urkundlich erwähnt und in der Renaissance zu einem Schloss umgebaut wurde.
Der erste Abend war der Erkundung des Schlosses gewidmet. Die Gemäuer sind weitläufig, sodass eine Führung im Fackelschein Stunden dauern kann, ohne dass ein Raum zweimal betreten wird. Die bewegte Geschichte des Hauses wurde mit viel Begeisterung von Michael Weinberger, dem Sohn der Schlossbesitzer, erzählt.
Ein kurzer Ausflug in die zwar wolkige, aber halbwegs klare Nacht rundete den ersten Tag ab. Der Mond beleuchtete bereits die Beobachtungswiese, sodass nur die hellsten Sterne sichtbar waren. Mit dem starken Strahl einer Taschenlampe zeigte Carolin einige markante Sternbilder, die leicht zu finden sind.
Der Morgen überraschte mit Sonnenschein. Schon während des Frühstücks packten Carolin Liefke vom Haus der Astronomie und Bernd Gährken von Astroshop.de Sonnenteleskope aus, mit denen man gefahrlos nicht nur die Sonne, sondern auch ihre Protuberanzen beobachten konnte, die zahlreich über den Rand ragten.
Der Tag war der dreidimensionalen Welt der Stereoskopie gewidmet. Bernd Gährken erklärte in einem Vortrag, wie man astronomische Objekte plastisch darstellen kann. Nach dem Mittagessen folgte ein Workshop von Bernhard Dewath über die Methoden der Stereoskopie, in dem er auch erklärte, worauf man achten muss, und wie man auf einfachste Weise den Einstieg in diese spannende Welt schaffen kann. Hilfreich ist dabei eine frei verfügbare Software, die er vorstellte und den Teilnehmern zur Verfügung stellte.
Bei den Burggesprächen wird sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrittenen etwas geboten. Der letzte Workshop des Tages war den ersten Schritten der Himmelsbeobachtung gewidmet. Carolin Liefke erklärte, wie man sich am Himmel mithilfe einer Sternkarte orientiert, welche mythologischen Sagen die Sternbilder miteinander verbinden und wie sie entstanden sind.
Nach dem Abendessen hingen dicke Wolken am Himmel, also wurde über ein Alternativprogramm abgestimmt. Großen Anklang fand die Idee, eine Folge der Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ zu sehen, aber einige Vernünftige unter den Teilnehmern setzten sich für Sebastian Voltmers Film „Die Wiederkehr des Mars“ ein. So wurde erstmals mit einer langjährigen Tradition gebrochen.
Ein Blick zum Himmel zeigte danach, dass inzwischen der Himmel aufgeklart hatte. Sofort wurden Teleskope nach draußen geschafft, und mit großem Ah und Oh winkten alle den Astronauten auf der ISS zu, die strahlend hell über den Himmel zog. Die klare Nacht bot eine gute Gelegenheit für Teleskopbeobachtung und Fotografie. Sebastian Voltmer stand Teilnehmern, die erstmals ihre Ausrüstung ausprobierten, mit Rat und Tat zur Seite. Erst als der Mond sein Licht auf die Bäume am Rand der Beobachtungswiese warf, fand der lange Tag ein Ende.
Kaum eine Tageszeit auf dem Schloss ist so friedlich wie der sonnige Morgen nach einer Beobachtungsnacht. Doch schon um acht Uhr morgens tauchten die ersten verschlafenen Geister in der Taverne auf und bettelten mit leeren Tassen um eine Kaffeespende, die ihnen natürlich gewährt wurde. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Erfahrungsaustausch hielt Sebastian Voltmer einen Workshop über die Kunst, den Himmel auf den Chip einer Kamera zu bannen, angefangen von einfachen Grundlagen wie Weißabgleich bis hin zu recht komplexen Themen wie dem Erstellen eines Films aus Einzelbildern, die in der Dämmerung bei sich verändernden Lichtverhältnissen fotografiert werden.
Nach dem etwas nach hinten gerückten Mittagessen gab es eine kurze Verschnaufpause für eine Rast oder einen Spaziergang. Die Schlossbewohner verriegelten einstweilen alle versperrbaren Türen und bannten alle anderen Pforten mit Papierstücken, auf denen „Zutritt verboten“ zu lesen war. Kurz darauf wurde das Schloss von Gästen gestürmt.
Star des Abends war „Science Buster“ Werner Gruber, der über die Reise der Voyager-Sonden berichtete. Dabei handelt es sich nicht um eine bekannte Science-Fiction-Serie, sondern um eines der erfolgreichsten Planetenforschungsprogramme der NASA, auch wenn es zu Beginn nicht so aussah, als würde auch nur eine Sonde erfolgreich den Sprung ins äußere Sonnensystem schaffen. Neben völlig neuen Erkenntnissen über die Welt der Eismonde und Gasplaneten sorgt ein Teil der Voyager-Sonden immer wieder für Heiterkeit, nämlich die berühmte „goldene Schallplatte“. Nicht nur ist auf dieser die Stimme des damaligen UNO-Generalsekretärs verewigt, sondern auch einige Botschaften an Außerirdische, die unter Erdlingen für Heiterkeit sorgen. Doch keine Angst, die Wahrscheinlichkeit, dass Aliens die Botschaft empfangen, ist gering – selbst wenn ihnen die Schallplatte in die Hände fallen sollte, womit nicht zu rechnen ist, dürfte es ihnen kaum möglich sein, anhand der Bauanleitung ein Abspielgerät zu konstruieren.
Obwohl der Tag recht sonnig gewesen war, enttäuschte der Abend mit Sturmböen und dicken Wolken. Während des legendären Grillabends begann es sogar zu regnen. Doch die Misere daurte nicht lange – nur kurze Zeit darauf klarte der Himmel auf und bot eine herrlich klare Sicht. Auch an diesem Abend stand eine umfangreiche Batterie an Teleskopen zur Verfügung, unterstützt von Alexander Pikhard von der WAA, der extra aus Wien angereist war. Auch diese Nacht fand ein spätes Ende.
Am letzten Vormittag wurde es nochmals spannend – Carolin Liefke führte uns in die unsichtbare, aber fühlbare Welt der Infrarotastronomie. Nach einem theoretischen Einstieg zeigte sie uns, wie wir Infrarotlicht sichtbar machen können – mit einer einfachen Handykamera, je älter und einfacher, desto besser. Komplexe Kameras wie jene im iPhone sind inzwischen mit Infrarot-Sperrfilter versehen, die alten Gurken zeigten bereitwillig das Licht von Infrarot-Dioden oder den Wert Null eines Zehn-Euro-Scheines. Beim darauffolgenden Gruppenfoto wurden erstmals nicht nur Stereo-, sondern auch Infrarotbilder fotografiert.
Wie zu Silvester endeten die Burggespräche mit Gulasch, danach packten alle ihre Schlafsäcke und Teleskope in die Fahrzeuge und reisten einer nach dem anderen ab.
Headerbild: Arabella Strasser