L´angle du hasard – der Winkel des Zufalls – unter diesem Titel hat die Wiener Künstlerin Angela Schwank eine Reihe geschaffen mit Kunstevents an wechselnden Orten, die keine klassischen Ausstellungsorte sind. Der fünfte Teil der Reihe fand nun im Rahmen der Niederösterreichischen Tage des Offenen Ateliers am 17. und 18. Oktober 2020 auf Schloss Albrechtsberg an der Pielach statt.

Sechs Wiener Künstlerinnen steuerten Werke und Fundstücke aus ihren Ateliers zu einer Ausstellung bei, die sich mit dem Inventar des Schlosses in einer zum Teil skurrilen Weise mischte. Ohne klare Deklaration, was ausgestellte Kunst sei, hatten Besucher in einem beabsichtigten „Durcheinander“ von Schlosseinrichtung und künstlerischen Interventionen selbst zu entdecken, welche Gegenstände und Arrangements in einem Bedeutungszusammenhang stehen könnten. Der Parcours führte durch einen Teil der Schlossanlage unter Einbeziehung von Außen- und Innenräumen und lud an zwei Stellen mit Video-Installationen zu längerem Verweilen ein.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete am Sonntag ein Konzert des Wiener Klangkünstlers Josef Novotny mit der Performance eines „Ton-Hammers“, den Novotny Anfang 2020 als neuartiges Musikinstrument entwickelt hatte.

Zu den künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung

Die Videoarbeit „2120“ von Ilse Chlan wurde für die Schlossausstellung geschaffenen, es geht darin um einen aus der Zukunft auf unsere Jetztzeit geworfenen Blick, der sich am Zufallsfund einer Schachtel festmacht mit dem Aufdruck „Korona“, gelagert in einem Wiener Dachboden und angefüllt mit Zeitungen aus dem Frühjahr 2020 (geprägt von Corona-Schlagzeilen) sowie einer Reihe von Büchern. Welche Fragen würde ein solches Fundstück wohl in 100 Jahren aufwerfen?

Nicht zufällig in einem umständlich zu betretenden Abstellraum zu sehen war die jüngste Videoarbeit „eyes run dry“ von Angela Schwank (Mitwirkende Isabel Belherdis und der „Ton-Hammer“ von Josef Novotny) mit einer dadaistisch anmutenden Rede zur Entwicklung eines neuen Ausstellungsformates. Dieses neue Format sei am Vorbild einer Höhlenmalerei orientiert, von der man nicht wisse, ob sie so tatsächlich existiert habe, nämlich angebracht an den Decken horizontaler Schächte, in die sich die Malerinnen auf dem Rücken liegend hineinzwängen mussten. Den Erfordernissen der Zukunft angepasst, hätten sich Kunstbetrachter in der Enge ebensolcher Schächte zu bewegen.

Vorgeblich antike Stücke von zweifellos moderner Machart waren die in der Ausstellung zum Teil als Kerzenständer eingesetzten keramischen Objekte von Lena Rot. Akelei Sell legte Spuren mit seltsamen Artefakten und Naturfundstücken. Die Fotografien von Marina Rebhandl aus der Serie „on stage“ nahmen Naturgeschichte in ihrer musealen Präsentation in den Blick. Ebenfalls mit fotografischen Arbeiten vertreten waren Isabel Belherdis und Angela Schwank.

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